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Mercedes SLC C107 (1971-1981) im Check

Coupé-Schönling der 70er mit tückischer Karosserie

Der Mercedes SLC wurde gebaut, bevor sich die Rostvorsorge beim 107er besserte. Seine Karosserie ist tückisch, die aufwendige Technik will Pflege. Dank der großen Szene gibt es viele Ansprechpartner.

Mercedes 280 SLC C 107 (1980) Foto: Dino Eisele 18 Bilder

Meine erste wirkliche Begegnung mit einem 107er hatte ich im Herbst 1972 mit einem silbernen 350 SLC in unserer Nachbarschaft. Er gehörte einem auffallend jungen Paar, das kürzlich zugezogen war. Sie saß meist am Lenkrad, hatte asiatische Gesichtszüge und fuhr zügig. Der Stakkato-Klang des beschleunigenden V8 trieb mich jedes Mal ans Fenster, ich hörte schon damals, dass KK-CE 220 ein Automatikwagen war. Mutig schnappte ich mir an einem Novembermorgen Vaters Kamera, legte einen Schwarz-Weiß-Film in die Adox Polomat ein und fotografierte meinen Liebling in Astralsilbermetallic mit blauem Velours, Schiebedach und getönten Scheiben heimlich von allen Seiten. Das war der Tag, als der Roadster verlor und sich der elegante, plüschige SLC mit den verspielten Seitenfenster-Jalousien um eine Wagenlänge voraus in die Traumgarage meines Herzens schob.

Der SLC polarisiert die Mercedes-Fans

Die Form des neuen R/C 107 schien mutig. Mercedes verabschiedete sich bei den Coupés von der klassischen Kühlerära. Der Mercedes SLC polarisierte anfangs, zu viele Design-Gags, Lamellen und Riffelungen rundum. Erst heute begreift man die subtile Schönheit seiner Linien.

Wenn ein Mercedes SLC vorfährt, dann entbrennt selbst unter Mercedes-Fans stets eine Design-Diskussion. Diese seltsamen Lamellen-Seitenscheiben, das runde Glaskuppel-Heckfenster, die zu breiten Hüften über den Hinterrädern und der etwas zu lange Radstand werden gerne kritisiert. Auch der Vergleich mit seinem talentierteren und erfolgreicheren Bruder SL macht ihm zu schaffen. Reicht es nicht, dass er nur halb so begehrt, halb so teuer ist wie der offene Zweisitzer?

Geheimnisvolle Spannung durch Glaskuppel und Lamellen

Es ist endlich an der Zeit, ihn schön zu finden. Auch dafür gibt es gute Gründe. Ästheten sprechen von wahrer Schönheit, wenn idealen Proportionen und vollkommenen Details ein paar kleine Ungereimtheiten beigemischt sind. Lamellen und Glaskuppel erzeugen diese geheimnisvolle Spannung. Wer jetzt immer noch nicht von der Attraktivität des Mercedes SLC überzeugt ist, sehe ihn bitte in natura aus wechselnden Perspektiven an. Auch der erste Prospekt von 1972 inszeniert das Coupé verführerisch.

Mercedes 280 SLC C 107 (1980) Foto: Dino Eisele
Als echtes Hardtop-Coupé erlaubt der SLC rahmenlose, voll versenkbare Seitenscheiben.

Damals repräsentierte er stilistisch wie technisch den radikalen Fortschritt der 70er und ließ seinen klassizistisch gestylten Vorgänger 280 SE 3.5 Coupé über Nacht alt aussehen. Heute liegt das Handicap des Mercedes SLC auch im Stilbruch von Palisander auf Plastik und von Kunsthandwerk auf Großserie. Das wird in vielen Karosseriedetails sichtbar. Beim Fahren vergisst man dieses Handicap rasch.

Im Grenzbereich neutral

Der Mercedes SLC ist unerhört komfortabel und fahrsicher. Er fährt sich mit dem lässigen Leistungsüberschuss des Achtzylinders so souverän und gediegen, wie es sich für ein S-Klasse-Coupé gehört. Vergessen ist die lange mitgeschleppte Pendelachse der Vorgänger. Im Grenzbereich verhält sich der SLC neutral bis leicht übersteuernd, während der Roadster wegen seines kurzen Radstands mehr Können erfordert.

Mercedes 280 SLC C 107 (1980) Foto: Dino Eisele
Der lange Radstand von 2,82 Metern streckt die Linie und begünstigt ein komfortabel-sicheres Fahrverhalten.

Fahrwerksseitig entspricht der Mercedes SLC dem Strich-Acht. Die Motoren kommen ebenfalls aus dem Mercedes-Baukasten: Ein aufwendiger Doppelnockenwellen-Sechszylinder und ein konventioneller V8-Grundtyp, der in Hubraum und Leistung variiert, später Hydrostößel bekommt und zuletzt auf einen Alublock ohne Laufbuchsen umgestellt wird.

Gran Turismo statt Sportwagen

Mercedes 280 SLC C 107 (1980) Foto: Dino Eisele
Der SLC ist mehr Gran Turismo als Sportwagen.

Es wäre sicher falsch, im Mercedes SLC einen Sportwagen zu sehen. Trotz seiner imposanten Leistung von 240 PS im Fünfliter-Topmodell und trotz der Erfolge bei Langstrecken-Rallyes in Afrika und Südamerika sprechen das hohe Gewicht und die üppigen Maße dagegen. Ambitionierte Fahrer würden einen handgeschalteten 280 SLC wählen – eine seltene Variante, die, nur von Kennern nachgefragt, auch noch besonders günstig ist.

Karosserie-Check

Besonders schlecht in puncto Blechqualität sind die 107er-Jahrgänge 1974 bis 1977, danach wird es besser. Generell bietet der SLC der braunen Pest durch seine weniger starken und langen Innen- und Außenschweller noch mehr Angriffsfläche, außerdem verführt sein – abgesehen von den extrem teuren Fünflitern – nur halb so hoher Marktwert bei der Teilrestaurierung zu einem geringeren Aufwand. Korrosion bildet sich beim 107er an den Kotflügeln um die Scheinwerfer, entlang der gesamten Riffelblechzone und an den Radläufen. Das Interieur leidet, vor allem bei der Velours-Ausstattung im SLC, unter UV-Schäden. Risse in der umschäumten Instrumententafel kommen häufig vor.

Technik-Check

Mercedes-Technik ist nie simpel, sie braucht deshalb dringend regelmäßige Wartung, um ihre Langlebigkeit zu erhalten. Die robustesten Kraftquellen im 107er sind die V8-Motoren mit Graugussblock in den Modellen 350 SLC und 450 SLC, die bis 1980 zum Einsatz kamen. Ihre Leichtmetall-Nachfolger leiden unter versprödeten Kunststoff-Gleitschienen, die unbedingt prophylaktisch ausgetauscht werden sollten, denn Bruch bedeutet Motorschaden. Der M 110 leidet bei hohen Laufleistungen unter seinem überholungsbedürftigen, komplizierten Zylinderkopf. Klappergeräusche sind ein Zeichen für eingelaufene Nockenwellen und abgenutzte Schlepphebel. Ein Ölverbrauch bis zu 1,5 Liter auf 1.000 km ist noch tolerabel. Die Getriebeautomaten, ob mit Wandler oder früher Hydraulik-Kupplung bestückt, erreichen die 300 000-km-Marke selten ohne Revision.

Ein Mercedes 350 SLC im Zustand 2 kostet laut Classic-Analytics rund 20.000 Euro. Für mäßig erhaltene Exemplare im Zustand 4 sind etwa 5.200 Euro fällig.

Preise

Bei Einführung 1971 (Mercedes 350 SLC)
33.700 Mark

Ersatzteile

Die Lage ist nicht mehr so rosig wie einst. „Bestandsanpassung“ heißt das Schlüsselwort der MB-Ersatzteilorganisation, das die Preise steigen und manches knapp werden lässt. Für die gesamte Frontpartie sind keine neuen Originalteile mehr lieferbar. Freie Händler wie SLS in Barsbüttel, www.sls-hh-shop.de, oder Niemöller in Mannheim, www.niemoeller.de, können oft aushelfen.

Schwachpunkte

  1. Kotflügel und Stehbleche
  2. A-Säule und Schweller
  3. Radläufe und Endspitzen
  4. Windschutzscheibenrahmen
  5. Wagenheberaufnahmen
  6. Schiebedachrahmen
  7. Kofferraumboden
  8. D-Jetronic/K-Jetronic
  9. Zylinderkopf (Sechszylinder)
  10. Steuerkette (380, 500 SLC)
  11. Lenkgetriebe
  12. Getriebeautomatik
Mercedes SLC (C107), Schwachpunkte, Igelbild

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Schon der 3,5-Liter-V8 sorgt für viel Freude am Fahren, der schwere Fünfliter muss nicht unbedingt sein. Gute Exemplare müssen mittlerweile mit Preisen jenseits der 20.000 Euro bezahlt werden. Dann sollte man sich aber auch seiner Sache sicher sein. Am besten einen erfahrenen 107er-Experten mit zur Besichtigung nehmen.