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VW Passat 2.0 TDI 4Motion vs. Touareg V6 TDI

Duell der VW-Allradler: Kombi oder SUV?

Allrad und viel Platz sind gesetzt? Da rät der VW-Händler gern zum Passat Variant 4Motion. Beides bietet aber auch der Touareg. Was macht er anders, was besser?

VW Passat Variant 2.0 TDI 4Motion Highline, VW Touareg V6 TDI 4Motion Foto: Dino Eisele 30 Bilder

Nach dem Ableben des Phaeton hält nur noch der Touareg bei VW die Luxusklasse-Fahne hoch. Kurz nach dem Phaeton im Jahr 2002 gestartet, sollte er gemeinsam mit der glücklosen Limousine signalisieren: Angekommen! Ihm gelang das mit entsprechendem Erfolg bei den Kunden, und in der seit 2010 produzierten zweiten Generation verströmt er sogar eine gewisse erdige Grandezza.

VW Passat Variant 2.0 TDI 4Motion, Cockpit Foto: Hans-Dieter Seufert
Nach wie vor bietet der Passat Platz, Platz und noch mehr Platz.

Wie passt nun der Passat Variant 2.0 TDI zu diesem gewichtigen SUV, der in der Basisversion 3.0 TDI mit 204 PS aus drei Litern Hubraum immerhin 54.400 Euro kostet? Er passt besser als erwartet. Denn schon mit dem zweitstärksten Diesel, dem Zweiliter-TDI mit 190 PS, zeigt er dem höheren und schweren Touareg die Rückleuchten. Er beschleunigt besser, legt bei der Touareg-Spitze von 206 km/h nochmals gut 20 Sachen drauf und ist auch gut unterwegs, wenn es bei den Quartettspiel-Daten in die Unterabteilung Raumangebot geht.

Ähnliches Raumangebot

Vorn wirkt er kaum weniger luftig als der Touareg mit seiner tiefen Sitzposition und dem mächtigen Armaturenträger, hinten ist er es mess- und spürbar: Die Beine lassen sich noch weiter strecken, die Füße gleiten leichter unter die Vordersitze – und bequemer gepolstert und besser geformt sind die Fondsitze auch. Beim Norm-Kofferraumvolumen liegt der Touareg leicht vorn, bei umgeklappten Rücksitzen der Passat Variant. Für ihn spricht dann auch der ebene Kofferraumboden, während der SUV sich da eine Stufe erlaubt.

Auch die Ladekante des Touareg liegt höher, was das Luftfederfahrwerk selbst im niedrigsten seiner vier Höhenniveaus nicht kaschieren kann. Ja, das Einsteigen ist ein Aufsteigen, und um auf die Rücksitze zu kommen, ist ein wenig mehr Gelenkigkeit von Nöten, weil die Fondtüren des Touareg doch schmaler sind als die des Passat Variant.

Vernunft und Emotionen

So gut sieht es bis hierhin also gar nicht aus für den Touareg, der den Passat Variant 4Motion Highline im Preis um nahezu 10.000 Euro übertrifft. Ein gut gemachter Kombi ist eben eine schwer zu knackende Nuss, auch wenn diese Fahrzeuggattung viele Käufer an die SUV verloren hat.

VW Touareg V6 TDI 4Motion, Motor Foto: Dino Eisele
Das V6-Triebwerk des Touareg sorgt für sanften Schub.

Doch man steigt ja nicht nur ein und aus oder belädt das Auto. Also rein in die zwei und los. Und hier sammelt der Touareg Sympathiepunkte, die vielleicht mehr Gewicht haben als Sekundenbruchteile, km/h und Liter – bei Spritverbrauch und Kofferraum.

Allein, wie wattig sein Sechszylinder losgrummelt und die Fuhre mit der Kraft des Hubraums in Schwung bringt, lässt die Dynamikvorteile des profan vierzylindrig tönenden Passat verblassen. Geschmeidig legt die Wandlerautomatik des Touareg bis zu acht Gänge ein und lässt die zackigen Schaltmanöver des doppelgekuppelten Passat-Sechsganggetriebes nahezu hektisch wirken.

Höhere Anhängelast beim Touareg

Ja, der rund 500 Kilogramm leichtere Passat fegt bei Bedarf flotter um die Ecken, doch der Touareg schlägt sich für sein Format sehr beachtlich und liegt -– auch dank seiner rückmeldungsstärkeren Lenkung – satter, beruhigender in der Hand. Seine Luftfederung (2.750 Euro) filtert Straßenunebenheiten außerdem noch besser weg als die adaptiven Dämpfer des Passat (1.200 Euro) – und sie erschließt dem Touareg mit dem Offroad-Programm des Allradantriebs notfalls mit großer Geländebodenfreiheit Wege und Pfade, die dem Passat verwehrt bleiben.

VW Touareg V6 TDI 4Motion, Anhängerkupplung Foto: Dino Eisele
Wer einen richtigen Zugwagen will, sollte zum Touareg greifen.

Dazu passt die erheblich höhere Anhängelast des Touareg: 3,5 statt 2,2 Tonnen sind ein Wort für alle, die tatsächlich Pferdeanhänger, große Caravans oder gar Boote ziehen wollen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf im superb verarbeiteten Touareg sitzend, erscheint der Gedanke, dieses Auto für viele, viele Jahre zu besitzen, sehr verlockend. Da gerät fast in Vergessenheit, dass der konstruktiv jüngere Passat das bessere Licht bietet (LED statt Bi-Xenon), bei den Sicherheitsassistenten etwa durch City-Notbremsung mit Fußgängererkennung die Nase vorn hat und auch das neuere Navigations- und Bediensystem samt animierten Hauptinstrumenten auffährt. Denn der Touareg trägt die Altware mit großer Würde und wirkt dadurch liebenswert unaufgeregt, klassisch.

Die Wahl zwischen Passat Variant und Touareg ist nicht nur die zwischen zwei Autos, sondern auch zwischen zwei Haltungen zum Auto.